Stefan Strumbel
In every tear there is hope
11.11.2018 bis 06.01.2019



Das Osthaus Museum in Hagen präsentiert vom 11.11.2018 bis 6.01.2019 die Ausstellung In every tear is hope mit teilweise neuen Arbeiten von Stefan Strumbel. Die groß angelegte Präsentation stellt den jüngsten Werkkomplex von abstrakten Arbeiten seinen in Aluminium und Bronze gegossenen Skulpturen und Bildern, den sogenannten „Lupo-Arbeiten“, gegenüber.

Hinterfragte der Künstler mit seinen „verpackten“ Werken geschickt die Funktion einer Ausstellung so eröffnen seine neusten Arbeiten ganz andere Imaginationsräume. Strumbel setzt sein subtiles Spiel mit den fetischisierten Erwartungen der BesucherInnen fort und entführt sie in neue Farbräume. Aus dem Akt der Verweigerung wird ein Angebot zu einer neuen Freiheit. Eine Freiheit, die Verantwortung bedeutet.

In seinen Alu- und Bronzearbeiten verzichtete Strumbel auf die Wirkung von ansprechenden Farben und konzentrierte sich auf das Dahinter, die ikonografischen Elemente wurden reduziert und blenden somit alles Nebensächliche aus. Die scheinbar leeren Bildflächen zeigen die Bedeutung an, wie wir unsere Lebenswelt erst durch die Art, wie wir uns ihr zuwenden, sie anschauen, definieren, beschreiben, selbst erschaffen und dabei die Bedeutungen der Dinge und Verhältnisse festlegen. Die RezipientInnen werden Teil einer Welterzeugung, denn die Welt in der man denkt, ist nicht die Welt, in er man lebt.

Die Luftpolsterfolie als ein internationales Produkt mit seinem hohen Wiedererkennungswert ist hierbei von größter Wichtigkeit für den Künstler. Denn wer etwas Wertvolles schützen möchte, der verpackt dieses verantwortungsvoll. Das heißt, alles vorsichtig Ver- und Eingepackte ist wertvoll und von besonderer Bedeutung. Wenn wiederum die Luftpolsterfolie in Bronze oder Aluminium veredelt wird, so ist das Material, das Wertvolles umhüllt, selbst zu etwas Zeitlosem und Hochwertigem geworden. Das Schützenswerte, der Raum, der Körper, die Idee, das Gefühl oder der Gedanke findet seine formale Entsprechung in der Unzerstörbarkeit des verwendeten Materials.

In den neuen abstrakten Malereien mit ihren minimalen Verweisen und Eingriffen durch Lupoprints zeigt sich, wie in unserer Lebensrealität die Folien für alles Seelische, „das Unsichtbare im Sichtbaren“ wie Immanuel Kant sagte, für alles was es zu schützen gilt, durch die gesellschaftspolitischen Umbrüche und Krisen immer verletzlicher werden. Die aufeinander prallenden, stoßenden, sich umarmenden Farbformen werden zu Erfahrungsräumen und Flächen eines Freiheitsbedürfnisses. Diese Freiheit darf sich ohne Furcht entfalten, sich in Verwicklungen, in Dialogen verlieren, ohne seine Existenz zu riskieren. Sie existieren, nebeneinander, als reines Dasein, lebendig als Warm und Kalt, Hell und Dunkel oder Positiv und Negativ. Sie verkörpern woran man nicht verzweifeln darf, am Gegenüber.

Strumbels neue Malereien zeigen, dass nichts statisch ist, dass man das Schicksal nicht zum Stehen bringen kann und ganz offensichtlich streben seine farbigen Flächen danach, alles mit Leben zu füllen. Die Farbe schafft die Form, sie ist die Form. Und wie die Farb-Form entsteht, so erklingt ein Wort oder Satz. Diese beiden sinnlichen Bereiche, der des Auges, der des Ohres, konkurrieren miteinander, setzen die BetrachterInnen in den Tumult um die Welt, seine Existenz, seinen Empirismus und sein Verhältnis zum Humanismus. Der Künstler setzt den Betrachter in Beziehung zur wirklichen Welt, völlig ungebunden, das ist die Freiheit der Abstraktion, die es aber zu suchen gilt, in Werte umzusetzen, bemüht, sie in eine positive Schöpfung zu verwandeln, in die Verantwortung der Freiheit, die es zu schützen gilt.