Mally Khorasantchi
Limitations / Begrenzungen
5. Februar bis 10. April 2022
Eröffnung am Freitag, 4. Februar, um 18 Uhr


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Das Osthaus Museum Hagen widmet der deutsch-amerikanischen Künstlerin Mally Khorasantchi eine erste Museumsausstellung in Deutschland. Im Zentrum ihres Schaffens stehen Gemälde, die auf den ersten Blick sich im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Figürlichkeit befinden. Ein mittelbarer Bezug zur Natur sowie ihrer schönheitlichen Äußerungen ist nicht von der Hand zu weisen. Hier und da begegnen uns Formen, die aufgrund unserer Seherfahrung uns sehr wohl bekannt vorkommen. Doch bieten Mally Khorasantchis Werke auch andere bildliche Einblicke. Ihre Faszination zu einer zeitgenössischen ornamentalen Malerei mit komplexen Strukturen ist definitiv nicht zu übersehen.

Die Gemälde entfalten sich im Modus ihrer Befreiung von der Natur, obwohl diese hier und da mitschwingt. Ornamentale Strukturen gewinnen die Oberhand.
Ornamentalität ist, wie wir von Niklas Luhmann wissen, das grundlegende Prinzip der Formengenerierung. Das Ornamentale ist nicht lediglich ein Bildprinzip zum Ausschmücken; es ist in seinem Wesen ein Organisationsprinzip. Die einzelnen Bildelemente werden in den Werken Mally Khorasantchis in ein Spannungsspektrum einbezogen. Für die Betrachter dieser Werke bietet es einen schier unendlichen Genuss für die Anschauung. Die Freude an den hellen Farben hat sicherlich auch einen starken Bezug zur Lebenswirklichkeit der Künstlerin in Florida.

In diesen Arbeiten ergibt sich eine durch freie Strukturkomposition eine unendliche Fülle an Bewegung, an tänzelnden, fließenden Rhythmen, an einer Bewältigung des zunächst chaotisch wirkenden Bildraums. Mally Khorasantchi schafft es immer wieder, die dichten Farb- und Formstrukturen zu bändigen und gleichsam hinter sie zu schauen, um das Gewirr zu ordnen. Den Bildern liegt daher eine, nicht immer sofort wahrnehmbare, Ordnung zugrunde. Jedes neue Werk wird von diesem Prinzip geleitet. Es ist daher offensichtlich, dass hier ein wesentliches Element bzw. Muster dieser Malerei existiert. Nach Rudolf Steiner, dessen ästhetische Vorstellungen der Künstlerin vertraut sind, ist es die Aufgabe der Kunst, ihr Wesen zur Erscheinung zu bringen. Das Wesentliche dieser Werke ist es daher nicht, eine ständige Wiederholung zwischen wiedererkennbarer Figürlichkeit und selbstbezüglichem Muster herzustellen. Das Wesentliche ist der innere Prozess des Suchens, der bildoptischen Bändigung des Formmaterials im Sinne einer Schaffung von Werken, die – mit Bezug auf ein Außen – die Spannung der Lebenswirklichkeit der Künstlerin reflektieren.

Mally Khorasantchi präsentiert in unserer Ausstellung auch frühere Werke, die sich auf ihre Biographie, das Leben ihrer Eltern, ihren Verwandten und Bekannten in Deutschland beziehen. Diese subjektiv getragenen Arbeiten haben eine definitiv andere Bildästhetik, die sich kulturell begründen lässt. Die Künstlerin schreibt hierzu:

„Mein 60. Geburtstag und die Verleihung der amerikanischen Staatsbürgerschaft waren Meilensteine, die mich dazu inspirierten, mich mit meiner Herkunft zu beschäftigen. Die Serie Deutschland Family war ein sehr persönliches Projekt, das auf dem Versuch basierte, die Wahrheit über die Generation nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland so darzustellen, wie ich sie in Erinnerung hatte.“




English version

The Osthaus Museum Hagen dedicates a first museum exhibition in Germany to the German-American artist Mally Khorasantchi. At the center of her oeuvre are paintings that at first glance appear to be in the area of tension between abstraction and figurativeness. An indirect reference to nature as well as to her beautiful expressions cannot be denied. Here and there we encounter forms that, based on our visual experience, seem very familiar to us. But Mally Khorasantchi's works also offer other pictorial insights. Her fascination with contemporary ornamental painting with complex structures is definitely not to be overlooked.

The paintings unfold in the mode of their liberation from nature, although it resonates here and there. Ornamental structures gain the upper hand.
Ornamentality, as we know from Niklas Luhmann, is the fundamental principle of the generation of forms. Ornamentality is not merely a pictorial principle for decorating; it is in its essence an organizing principle. In Mally Khorasantchi's works, the individual pictorial elements are included in a spectrum of tension. For the viewers of these works, it offers an almost endless pleasure for contemplation. The pleasure of the bright colors certainly has a strong connection to the reality of the artist's life in Florida.

In these works, a free structural composition results in an infinite abundance of movement, of dancing, flowing rhythms, of a mastery of the initially chaotic-looking pictorial space. Mally Khorasantchi always manages to tame the dense color and form structures and to look behind them, as it were, in order to order the tangle. The paintings are therefore based on an order that is not always immediately perceptible. Each new work is guided by this principle. It is therefore obvious that an essential element or pattern of this painting exists here. According to Rudolf Steiner, whose aesthetic ideas are familiar to the artist, it is the task of art to bring its essence to manifestation. The essence of these works is therefore not to establish a constant repetition between recognizable figurativeness and self-referential pattern. What is essential is the inner process of searching, the pictorial taming of the material of form in the sense of creating works that - with reference to an outside - reflect the tension of the artist's reality of life.
In our exhibition, Mally Khorasantchi also presents earlier works that refer to her biography, the life of her parents, her relatives and acquaintances in Germany. These subjectively borne works have a definitely different visual aesthetic, which can be culturally justified. The artist writes in this regard:
"My 60th birthday and becoming an American citizen were milestones that inspired me to engage with my heritage. The Deutschland Family series was a very personal project based on trying to portray the truth about the post-World War II generation in Germany as I remembered it."